Im Glauben leben.
Was bedeutet das eigentlich?
Die Frage, die sich viele stellen, wenn sie mit der klaren Botschaft der Identität in Christus in Berührung kommen, ist diese: Wenn ich doch heilig und gerecht bin, warum lebe ich dann nicht einfach so? Wenn meine Natur gut und richtig ist, warum lebe ich manchmal unterhalb diesem Standard? Hier gibt es eine Antwort!
Normalerweise denken wir bei dem Ausdruck „im Glauben leben“ an Zeiten, in denen wir auf die übernatürliche Versorgung Gottes angewiesen sind. Meine Frau Justyna und ich lebten so mehrere Jahre. Das, was „sicher“ an Finanzen rein kam war weniger, als das, was wir an Ausgaben hatten. Und Gott war treu und wir hatten nie Mangel. Ja, das ist eine Form von „im Glauben leben“.
Oder wir planen als Gemeinde Veranstaltungen oder Anschaffungen mit Reich Gottes Vision, bei denen Gott übernatürlich durchbrechen muss, sonst wird es nichts. Und auch hier erlebten wir noch nie Mangel.
Jede Entscheidung, die nur außerhalb menschlicher Sicherheiten Erfolgsaussichten hat, also Gott nötig hat, ist eine Glaubensentscheidung. Sicher. Es sind Entscheidungen, bei denen wir uns immer neu aus dem Boot menschlicher Möglichkeiten auf das Wasser Seiner Möglichkeiten wagen und auf dem Wasser gehen.
Doch im Glauben leben ist nicht an einen bestimmten Zeitraum gebunden. Ich höre nicht auf, im Glauben zu leben, weil mein Gehalt jetzt höher ist als meine Rechnungen. Oder weil das Projekt, was „Glauben benötigte“, jetzt vorbei ist. Oder vielleicht habe ich solche Projekte und Situationen gar nicht in meinem Leben. Kann ich dann nicht im Glauben leben? Das kann es nicht bedeuten, denn dann wäre ja das Glaubensleben vorbei. Nein, im Glauben leben ist viel größer als das. Es ist genau, was es sagt, nämlich ein Leben. Der Christ lebt so. Er lebt im Glauben. Es ist ein Wesenszustand. Sein Leben ist im und durch Glauben.
Im Glauben oder im Schauen
Wenn wir das verstehen – und es wird in diesem Artikel deutlich werden – dann werden wir auch die Fatalität des Gegenteils erkennen, nämlich nicht im Glauben zu leben. Das wäre dann „im Schauen“.
– denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen – 2. Kor 5, 7
Lass mich erklären, warum das so extrem wichtig ist.
Der Glaube sieht mit einem anderen Auge. Er sieht ins Unsichtbare. Für den Glauben ist die Realität der sichtbaren Wahrnehmung nicht die höchste Instanz. Er sieht weiter. Er sieht Gottes Zuhause. Er sieht das Reich Gottes. Er sieht himmlische Realitäten. Er sieht „im Geist“.
Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht. Hebr 11, 1
Die alte Elberfelder Bibel übersetzt statt „Wirklichkeit“ noch „Verwirklichung“. Der Glaube macht also real, was zuerst nicht sichtbar war. Er ist überzeugt von Dingen, die im Unsichtbaren liegen. Er sieht also das nicht Sichtbare. Mit welchem Ziel? Um es sichtbar zu machen. Um es zu verwirklichen! Soweit so gut. Doch warum ist das so extrem wichtig?
Bevor wir diese Frage ganz beantworten, will ich den Stellenwert des Glaubens in der Schrift noch mal hervorheben.
Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird. Hebr 11, 6
Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde? Lk 18, 8
Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde. Röm 14, 23
Dem Glaubenden ist alles möglich. Mk 9, 23
Jesus sucht nach einer Eigenschaft in uns: Der Fähigkeit zu vertrauen, was Glauben auch bedeutet. Glaube wächst in der Erkenntnis Seiner Liebe zu uns, denn es ist der aus Liebe wirksame Glauben (siehe Galater 5, 6). Doch was macht Glauben und Vertrauen so kraftvoll? Die Fähigkeit, mitten in gegenteiligen äußeren Umständen immer noch die größere Realität im Unsichtbaren sehen zu können. Und zwar bis sie ins Sichtbare durchbricht.
Wir haben gesehen, dass diese Form von Vertrauen grundlegend ist. Nur die Liebe ist noch größer. Mit „im Glauben leben“ haben wir es also mit einer Grundlage zu tun, die, wenn nicht vorhanden, uns die Grundlage unseres christlichen Lebens entzieht und somit schwach und kraftlos macht. Man kann ja noch nicht mal sagen „Ich habe zwar keinen Glauben, aber dafür Liebe“, denn die Liebe glaubt alles (siehe 1. Kor 13, 7). Jeder der liebt, glaubt. Es ist nur andersrum möglich. Man kann eine Form von Glauben haben, ohne zu lieben. Allerdings ist das kein göttlicher Glaube.
Oben im Himmel
Was hat das jetzt mit unserer Frage vom Anfang zu tun?
Alles! Denn alles, was Gott über uns ausspricht, findet sich im Unsichtbaren wieder. Wir sind aus Gott neu geboren worden, also aus Geist neu geboren worden. Wir sind von Ihm als heilig und gerecht erklärt. Sein Werk vom Kreuz hat uns befreit und von Schuld gereinigt. Wir sind keine Sünder mehr. Das Alte ist vorbei und Neues ist geworden. Wir sind in Christus und Christus ist in uns. Eins mit dem Weinstock. Anteilhaber der göttlichen Natur. Wir sollen auf Jesus schauen, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Merken wir was? All diese Dinge liegen im Unsichtbaren, im Geist.
Wie werden sie für uns real? Richtig! Durch Glauben!
Und hier ist der Knackpunkt: Wenn ich mich nicht auf die unsichtbaren Wahrheiten ausrichte, mein Bewusstsein damit schärfe, mein Denken erneuere, dann bringt es keine Frucht. Wer auf Geist sät, erntet vom Geist Leben (siehe Gal 6, 8). Wir schauen mit geistlichen Augen des Glaubens auf die Wahrheit, und die Wahrheit bringt die Freiheit, in der wir schon stehen. Sie manifestiert sich, weil der Glaube sie ins Sichtbare zieht!
Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Kol 3, 1-2
Wo ist unsere Realität? Richtig, im Himmel. Und das liegt dem menschlichen Auge erstmal verborgen. Doch durch Glauben wird es meine Realität. Solange wir auf dieser Erde sind, wird es nicht anders gehen. Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen.
Der Konflikt
Wir haben noch einen irdischen Körper mit seiner Sinneswahrnehmung. Dieser ist nicht böse! Sondern schlicht neutral. Die Sünde wurde rausgezogen durch das Werk von Christus am Kreuz. Doch wenn wir ihn nicht mit Realität aus dem Himmel füttern (im Glauben wandeln), nimmt er die Informationen der Umgebung und der Lügen des Feindes auf, denkt irdisch, hat irdische Logik und rechnet letztendlich nicht mit Gott, sondern nur mit sich selbst. Diese Art zu leben bezeichnet die Bibel als „im Fleisch wandeln“ oder „durch schauen“ wandeln. Dies ist dem Leben im Geist entgegen gesetzt.
Wird jetzt klarer, warum „im Glauben wandeln“ mehr ist als Gott in finanziell engen Lagen zu vertrauen oder Kranke zu heilen? Es ist ein konstanter Lebenswandel in unsichtbarer Realität.
Gefühle und Glauben
Gefühle sind Reaktionen unserer Gedanken. Sie sagen also erstmal rein gar nichts über unseren realen Zustand aus! Weil ich mich schlecht, sündig, doof, unrein, komisch… fühle, bedeutet nicht, dass ich schlecht, sündig, doof, unrein, komisch… bin! Es bedeutet erstmal ganz schlicht, dass ich Gedanken in meinem Kopf habe, die das verursachen.
Angenommen ich wache morgens nach einem schlechten Traum auf und fühle die Atmosphäre des Traums und es fühlt sich sehr real an. Wie reagiere ich? Gebe ich mich den Gefühlen hin? Denke mich tiefer rein? Dann zieht es mich tiefer nach unten.
Oder schaue ich im Glauben auf Jesus, danke Ihm, dass ich in Ihm bin, dass Er in mir ist, dass wir eins sind und Sein Geist der Liebe und Kraft in mir lebt und ich somit nichts mit dem Traum zu tun habe? Trenne ich mich von dem Traum und erkläre ihn als nicht zu mir gehörend und nicht Teil meiner Realität? Dann wird der schlechte Traum keine schlechte Wirkung haben! Was habe ich getan? Ich lebe gerade im Glauben! Ich lebe im Bewusstsein an die unsichtbare Realität (die sich trotz negativer Erfahrung/ Gefühlen nicht geändert hat) und sie entfaltet ihre Kraft in meinem Leben. Und es stellen sich – mal schneller und mal mit Geduld – auch wieder gute Gefühle ein!
Man kann das auf alles anwenden, was in dein Leben kommen will und etwas anderes als Christus ist. Entdecke deine Realität! Je mehr unsere geistlichen Sinne auf das geschärft sind, was droben ist, umso leichter wird es. Und dann ist es tatsächlich auch in unserer Erfahrung so: Wir sind es einfach! Wir reagieren quasi automatisch. Was wir im Unsichtbaren wahrnehmen wird eine höhere Realität für uns als das Sichtbare um uns rum. Egal in welchem Bereich! Unsere wahre Natur wird sichtbar. Christus kommt hervor.
Zusammenfassung
Im Glauben leben ist also ein grundlegender Lebensstil, wodurch wir unser Bewusstsein der geistlichen Realität anpassen und somit „transformiert“ werden. Diese Transformation ist aber nichts anderes als das Ausleben der Realität im Geist in unserem Alltag.
Jesus möchte, dass wir vom Himmel zur Erde leben, nicht von der Erde zum Himmel.
Doch dazu muss uns bewusst sein, was uns gehört und woher wir kommen (vom Himmel). Das Neue Testament hat nie einen anderen Lebensstil für uns vorgesehen. Wir sind nicht mehr von der Welt, auch wenn wir noch in ihr sind. Doch wir sind nicht berufen diese Welt zu spiegeln sondern Seine Welt! Die Welt, die Er Sein Zuhause nennt.
Und hier liegt der Konflikt. Leben vom Sichtbaren oder Leben vom Unsichtbaren? Leben im Fleisch oder Leben im Geist? Und hier ist auch erklärt, warum es manchen von uns so schwer fällt. Wir schauen auf das Falsche (sichtbare, menschliche Logik, Erfahrungsglaube…) oder aber glauben das Falsche. Wahrheit macht immer frei. Glauben an die Wahrheit (geistliche Realität) bringt als Frucht also immer Freiheit!
Ja, zum Glaubensleben gehören Möglichkeiten, die nicht von dieser Welt sind, wie übernatürliche Versorgung, Zeichen und Wunder usw. Aber vor allem bedeutet es unsere himmlische Identität zu leben! Es ist die Grundlage für alles. Im Glauben leben heißt im Vertrauen auf das zu leben, was Gott als wahr erklärt hat. Und Er ist jetzt unser Leben! Also lasst uns durch Ihn leben. Im Glauben. wenn einem einmal die Augen dafür aufgehen, dann sieht man es überall in der Schrift.
Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns durch den Geist wandeln! Gal 5, 25
– Conrad Gille
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